Schon von weit her wird das Freilichtmuseum Musée de la Bresse angekündigt. In Großbuchstaben wird die Sehenswürdigkeit beworben, noch und noch. Die Schilder weckten unsere Neugier. Obwohl wir nicht wussten, um was es sich handelt - das stand auf keinem der Schilder beschrieben - wussten wir: Wir müssen dorthin. Zu recht, wie sich zeigte.
Video Musée de la Bresse: Einblick in das Freilichtmuseum, das Gut Domaine des Planons und die Museen.
Wie es sich für einen Bauernhof gehört, steht das Freilichtmuseum mitten im Nirgendwo, zwischen Mâcon und Bourg-en-Bresse, in einer idyllischen Landschaft, fernab der städtischen Hektik. Freundlich wurden wir am Eingang empfangen, unsere Fragen beantwortet und uns Tipps für den Besuch gegeben.
Ein Schotterweg führt vom Empfangsgebäude zu einem mit Bäumen umsäumten Teich, hin zu einer traditionellen Outdoor-Kegelanlage und schließlich zu den sehenswerten Gebäuden des ehemaligen Bauerngutes.
Gekonnt wurden die Gebäude renoviert, ohne dabei die spannenden Spuren der Zeit zu verwischen. Jeder Balken, jeder Ziegel, der prächtige alte Laubbaum und der stämmige Ziehbrunnen scheinen, als ob jeder von ihnen fesselnde Geschichten erzählen könnte.
Funfacts: Bereits 1938 wurden die fünf Gebäude des Bauernguts als historische Monumente eingestuft. 1988 schließlich wurde das Gut Planons vom Conseil Général de l'Ain erworben. Vier Jahre später wurde mit der Renovation begonnen und 1995 öffneten sich erstmals die Türen des Museums. Zum 10-jährigen Jubiläum wurde 2005 der Eingangspavillon eröffnet.
Die Gebäude des altehrwürdigen Bauernguts Domaine des Planons gruppieren sich um den Innenhof. Die Stallungen und die Speicher auf zwei Seiten sind in einem rechten Winkel zusammengebaut. Im Innenbereich, neben einem alten Laubbaum steht ein mit Blumen geschmückter Ziehbrunnen. Aus dem Brunnen wurde früher mühsam das Wasser für den Hof und die Nutztiere aus der darunter liegenden Quelle gezogen.
Sehenswürdigkeiten Musée de la Bresse: Wohngebäude, alter Ziehbrunnen, Wagenschopf mit zum trocknen aufgehängtem Getreide.
Das Wohngebäude wurde bereits 1490 aus Holz und Lehm erbaut. Rund 500 Jahre lang wurde das Bauernhaus genutzt, bis schließlich 1992 die letzte Bauerngeneration den Hof und das Bauernhaus verließen. Während den 500 Jahren wurde das Wohngebäude verschiedentlich umgebaut. Die Räume des Gebäudes wurden um den beheizbaren Gemeinschaftraum angeordnet.
Die Räume sind historisch möbliert, so als ob der Landwirt Benoit Chaffol, seine Frau Claudine oder ihre Tochter Denise jeden Moment durch eine der Türen eintreten könnten. Die Familie lebte bis zum Tod des Landwirts im Jahr 1784 auf dem Gut. Der Innenbereich des Wohnhauses kann lediglich im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Der Sarazenen-Schornstein ist typisch für die historische Region der Bresse Savoyarde. Der offene Kamin und der ovale Schornstein im Dach sind die beiden Hauptelemente des Beheizungssystems.
Im Gebäude wurde lediglich der Gemeinschaftsraum beheizt, während die Schlafräume in der Regel unbeheizt waren. Der pyramidenförmige Schornstein, war in der Regel nicht aus Stein, sondern aus Holz oder Lehm errichtet. Er wurde mit einer kunstvoll gearbeiteten Ziegelhaute gekrönt, die auf zwei Ebenen mit Reliefs und Ziegel versehen wurde.
Funfact: Die Anlehnung an den kriegerischen Stamm der Sarazenen stammt von Gelehrten des 18. Jahrhunderts. Sie waren von der oft exotischen Silhouette des Schornsteins fasziniert und erinnerte sie an ein Minarett. Die Bauern der Umgebung nannten den Schornstein pragmatischer. Für sie war es einfach ein Schornstein regionaler Bauart (Cheminée à la mode de Bresse).
Sehenswürdigkeiten Musée de la Bresse: Aufgang zum Ausstellungsteil, Tor zu den Stallungen, Weinstöcke entlang des Riegelhauses, traditioneller Gewürzgarten.
Eine knorrige Holztreppe führt im Stall-Trakt zu einer schmucken Ausstellung. Es werden Modelle alter Bauernhöfe, Trachten und Einrichtungsgegenstände gezeigt. Im Schopf sind historische Landwirtschaftsgeräte ausgestellt, in den Ställen findet sich eine dauerhafte Ausstellung über die berühmte Geflügelzucht der Region Bresse. Besonders schmuck fand ich persönlich den Gemüsegarten, der nach alter Väter Sitte mit Weidenruten umzäunt wurde. Der Garten befindet sich hinter dem Wohnhaus.
Bei der Ausgestaltung des Musée de la Bresse wurde wert gelegt, einen umfassenden Blick in das ländliche Leben und die landwirtschaftliche Produktion der Region zu geben. So wurde neben den beiden Museen im Innenbereich, vorab auf eine sanfte Einbindung der Besucherinnen und Besucher in das bäuerliche Leben einen wertvollen Fokus gesetzt: Das traditionelle Holzkegel-Spiel lädt zum Mittun ein, die Bienenstöcke, Geflügelzucht und das Insektenhotel gibt einen Einblick in die regionale Tierwelt, der Gemüse- und Obstgarten zeigt eindrücklich was und wie früher gepflanzt wurde.
Ein großer Piquenique-Bereich gibt die Möglichkeit die Sonne, die Ruhe und die sanft dahin fließende Zeit zu genießen.
Das Empfangsgebäude ist in verschiedene Bereiche unterteilt. In der Boutique kannst Du neben Erinnerungsstücke auch Unterlagen über das Museum, das Handwerk und die Küche der Region Bresse kaufen. Im rechten Teil ist ein Piquenique-Raum zu finden, falls das Wetter ausnahmsweise nicht mitspielen sollte und Du nicht draußen essen könntest.
Im linken Teil sind zwei Ausstellungen angelegt. Eine der beiden Ausstellungen wechselt laufend ab. In der dauerhaft angelegten Ausstellung werden traditionelle Trachten, Feiertags- und Alltagskleider, Musikinstrumente, edles Gedeck aus Porzellan und Silberbesteck ausgestellt. An den Wänden sind kunstvolle Gemälde zu bestaunen, die Alltagsszenen auf den Bauernhöfen zeigen.
Das Gut Domaine des Planons ist für Familien aus meiner Sicht einen Ausflug wert. Wer mag kann an einer speziellen Führung für Familien teilnehmen. Wenn Du magst, kannst Du das Gut und die Museen natürlich auch auf eigene Faust erkunden. Den kleinen 'Bauern' und 'Bäuerinnen' wird der Mund vor Stauen auch so offen stehen, wenn sie die abenteuerlichen Wohnbauten, Schöpfe und öffentlich zugänglichen Spiele entdecken.
Öffnungszeiten
Das Museum ist von Mitte März bis anfangs November geöffnet, jeweils von 10:00 bis 18:00 Uhr. Jeweils dienstags sowie am 1. Mai ist das Museum geschlossen.
Adresse
987, Chemin des Seiglières, 01380 Saint-Cyr-sur-Menthon
Das Musée de la Bresse «Domaine des Planons» liegt bei der kleinen Ortschaft Saint-Cyr-sur-Menthon, zwischen Mâcon und Bourg-en-Bresse. Mâcon liegt rund 10 km (Luftlinie) und Bourg-en-Bresse rund 20 km entfernt. Lyon liegt rund 60 km südlich. Die Entfernung bis Paris beträgt knapp 350 km.
Vor dem Freilichtmuseum befindet sich ein großer Parkplatz. Er ist auch für Wohnmobile problemlos geeignet.
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